Wenn die Tiere zu mir Vertrauen fassen – Fluch und Segen
„Du bist ewig für das verantwortlich, was Du Dir vertraut gemacht hast.“
Antoine de Saint-Exupéry aus „Der kleine Prinz“
„Fällt es Dir nicht schwer, die Tiere zum Schlachten zu bringen, wenn Du so eine innige Beziehung zu ihnen aufgebaut hast?“ Das werde ich ganz oft gefragt. Und ja, es ist jedes Mal schlimm. Die Auswahl zu treffen, welche Schweine einer Gruppe als erstes gehen, sie zu verabschieden, ihnen noch drei Kreuzchen mit dem Daumen auf die Stirn zu machen und zu sagen, dass alles gut ist. Sie kennen meine Stimme, verbinden sie mit Futter, spielen und streicheln und steigen voll Vertrauen in den Hänger. Ein Wahnsinn, wenn man darüber nachdenkt! Mit welchem Recht entscheide ich darüber, dass dieses Schwein stirbt?
Aber diese Vertrautheit mit Menschen, die die Tiere hier bei uns auf dem Hof erleben, ermöglicht ihnen einen angstfreien und damit stressfreien Tod. Denn wenn der Metzger am Morgen den Hänger aufmacht, dann freuen sich meine Schweine einen Menschen zu sehen und beschnüffeln neugierig den Schlachtraum. Da kann’s sogar passieren, dass sich eine Sau zum Bauch streicheln auf die Seite wirft. Und dann streichelt sie der Metzger auch. Denn mein Metzger und seine Angestellten sind die Besten! Christian weiß genau, dass Stress vor dem Schlachten das Fleisch komplett zerstören kann. Egal wie artgerecht oder bio das Tier vorher gehalten wurde. Und darauf kommt es an: ein qualitativ hochwertiges Produkt herzustellen.
Artgerechte Haltung und stressfreie Schlachtung, das bin ich meinen Tieren schuldig und meinen Kunden. Ich bekomme so viel positive Rückmeldung: viele sagen, sie hätten seit Ewigkeiten kein so gutes Schweinefleisch mehr gegessen. Das Fett schmeckt nussig, das Fleisch ist schön gemasert, die Braten laufen im Rohr auf, die Schnitzel behalten ihre Größe in der Pfanne. Das bestätigt mich sehr in meiner Art des Umgangs mit den Tieren.
Es ist gut diese Verantwortung zu spüren, denn dann achtet man auf Sorgfalt und Fürsorge. Unsere Nutztiere sind uns anvertraut und wir sind verantwortlich für sie. Ich fühle mich unglaublich beschenkt durch ihr Vertrauen zu mir und habe die größte Freude daran ihnen das Leben bei uns so schön wie möglich zu gestalten. Dass der Abschied dann schwer fällt gehört dazu.